MariavomGutenRat1982

Was in einer Kirche sich abspielen kann, man ahnt es zu wenig. Sie ist doch Haus Gottes und Stätte der Gnade. - Es kommt schon Fronleichnam. Wieder sind Musiker da für die Prozession, wie zum ersten Mal am Palmsonntag. Diesmal sind es sogar 2 Quartette. Der Zug hat schon eine große Länge. Da kam kurz zuvor von der Paramentenstickerei der Armen Schulschwestern von Moosburg ein neuer Chormantel an. Eine greise Regensburger Dame, der dortigen Augustinerpfarrei St. Caecilia seit ihrer Gründung 1921 tief verbunden, hatte ihn bestellt und gestiftet. Er war im reichsten Nadelmalereistil des ausgehenden 19. Jahrhunderts gearbei– tet. Dem Kuraten war er fast zu kostbar. Nach der Prozession ruft ihn in der Sakristei ein kleiner Ministrant an: >>Herr Pater, mit dem neuen Mantel sans heit daher– komme wie der Kaiser, grad die Krone hat noch gefehlt«. Hatte der Bursch schon einmal das Dürerbild Kaiser Karls des Großen gesehen? Die Moosburger Stickerin– nen und die Regensburger Stifterin haben sich königlich gefreut. Übrigens eine Künstlerin im Krippenbau aus der Gemeinde Magdalena Wiesinger, hat mit dem ganzen Einsatz ihres Könnens, ihrer Zeit und auch ihres Geldes in die kühle, fast farblose Kirche mit ihren feinen Darstellungen von Szenen des Evange– liums viel Anregung zum Schauen und Sinnen und Sichfreuen geboten. Ihr kann nicht genug gedankt werden. Noch 2 Tage der ersten 2 Jahre müssen erwähnt werden. Nach St. Peter und Paul 1958 war die Primiz des Neupriesters Wolfgang Gehrig, des jetzigen Pfarrers von Bergen bei Siegsdorf. Er war in den Ferien der nimmermüde Helfer und erst recht vor und bei der Weihe der Kirche. Es war's, der mit Geschick und Verständnis die Schar der Ministranten für ihren Dienst geschult hat. Darum war aber auch seine Primiz ohne lauten Pomp, das Fest der Pfarrfamilie. Der andere große Tag war ein Sonntag im Frühsommer 1959. Da kam doch das ganze Freisinger Klerikalseminar auf dem Domberg zu Besuch bei der jungen Gemeinde. Die 2 beliebtesten Gottesdienste feierten die zukünftigen Priester und Seelsorger mit. Auf der Empore stand vor dem Theologenchor der damalige Frei– singer Domkapellmeister Max Eham. Der Zelebrant des Hauptgottesdienstes, des levitierten Hochamtes von damals, war Regens Dr. Michael Höck. War das ein wahrhaftiges Feiern! Da spürte wohl jeder, daß die Feier der Eucharistie niemals die Privatsache einer kleineren oder größeren Gruppe sein darf und kann, daß sie auch als Feier einer Pfarrgemeinde über ihre Grenzen hinausgreift und Dank und Anbetung ist zusammen mit dem ganzen Gottesvolk in Diözese und Weltkirche und der ganzen Gott lobpreisenden Schöpfung. Für alle Theologen waren Einladungen da zum Mittagstisch in einer Familie. Die eine und andere war traurig, daß ••ihr« Theologe nicht gekommen war. Er war über Mittag schnell in sein Münchener Zuhause geeilt. Das Schuljahr 1959 war zu Ende, die Ferien da. Ende Juli war wieder Povinzkapitel der deutschen Augustiner. Es gefiel Gott und dem Kapitel, den ersten Pfarrvikar von der Hörwarthstraße 1 woandershin zu schicken. Aber nicht nur das Kloster stand; über seine Entwicklung wird wohl ein anderer berichten. Es stand die Kirche und die Pfarrgemeinde ••Maria vom Guten Rah Der Anfang war gemacht. Pater Gabriel 46 ln lebendiger Erinnerung: Pater Heinrich Schott Am 6. 8.1907 wurde dem Damenschneidermeister Georg Schott und seiner Frau Anna das erste von fünf Kindern geboren.ln der Pfarrei St. Peter in Würzburg wu.rde der Bub auf den Namen Alfons getauft. Von 1917-1925 besuchte er das Gymnas1um in Würzburg. Mit dem Wunsch, Augustiner zu werden, siedelte er ~~eh Münner– stadt (Ufr.) über, bestand 1926 dort das Abitur, legte nach dem Nov1z1~t als Frater Heinrich am 27. 4.1927 die einfache, 1930 die feierliche Profeß ab, ~tud1~rte an der Universität in Würzburg Theologie und empfing am 19. März 1931 in seiner Vate~stadt die Priesterweihe. Zwei seiner Brüder schlossen sich sei~er Berufsents.ch~l­ dung an und wurden wie er Augustinerpatres. Beide aber sind 1.hm den W~g in d1e Ewigkeit vorangegangen. P. Hugo kehrte nicht mehr au~ Stahngrad zuruck und P. Bonaventura starb als engagierter Seelsorger 1960 1m Alter v?n 49 Jahren. Seinen Vater hatte P. Heinrich schon als 8-jähriger Bub verloren, seine Mutter und seinen Bruder Paul verlor er bei dem verheerenden Luftangriff auf Würzburg im Jahr 1945. Der Glaube an Gottes Liebe- auch beim Tod von geliebten Menschen -wurde von p Heinrich auf diese Weise immer wieder neu gefordert und wohl auch auf harte P.roben gestellt. Diese Botschaft von Tod und Auferstehung durfte er selbst aber noch viele Jahre vielen, vielen Menschen verkünden. Von 1931-1933 und 1936-1939 war er Präfekt in unserer Klosterschule in Münnerstadt. Bis 1978 war er immer in der Pfarrseelsorge tätig: 1933-1936 Kaplan in St. Rita in Berlin, 1939- 1942 Kaplan in St. Cäcilia in Regensburg, 1942-1953 Pfarrer in St. Cäcilia Regens– burg, 1953-1959 kehrte er als Pfarrer nach St. Rita in Berlin zurück und war dort von 1953-1956 gleichzeitig auch Prior. 47

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