90 Jahre St. Sebastian

B A U L I C H E G E S C H I C H - T E Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Kir- che und der folgte glücklicher weise (vielleicht auch aus der Not heraus) dem Bauhauskonzept. Natürlich gab es nach dem Krieg eine Diskussion auf welche Weise der Wiederaufbau von statten gehen solle. Zwei Ansichten standen sich grundsätzlich gegen- über. Die eine wollte eine vollständige Restauration der zerstörten Gebäude (ein spätes Beispiel findet sich in dem Neubau der Dresdener Frauenkirche). Die andere Fraktion um Hans Döllgast forderte die Vergangenheit nicht zuzukleistern sondern sie sicht- bar werden zu lassen. Das Schlagwort hierfür lautet: „Der Bau zeigt seine Wunden.“ Der Bau von St. Se- bastian zeigt seine Wunden deutlich. Zu sehen sind sie an den Abbruchkanten der wiederverwendeten Backsteinziegel. Zu sehen sind sie aber auch ganz deutlich an der Höhe des Kirchenschiffs. Es erreicht nicht mehr die alte Höhe, die ursprünglich vom First des Presbyteriums als Maß zu denken ist. Der ur- sprüngliche Anschluss des Kirchenschiffs ist noch an der Südseite des Turms gut zu erkennen. Kirche verändert sich auch in unserer Zeit. So wurde diese Kirche wiederhergestellt, nach dem Krieg 1952 saniert und in den 80er Jahren des ver- gangenen Jahrhunderts und den Gegebenheiten des 2. Vatikanischen Konzils angepasst. Die Decke des Kirchenraums wurde verschiedentlich neu gestaltet. Die nicht mehr gebrauchte Kanzel und der Hochaltar wurden abgebaut und im Gegenzug ein Ambo und ein neuer Zelebrationsaltar errichtet, sowie die Plastik des Kirchenpatrons, des hl. Sebastian, neu inszeniert. Bei alledem blieb man den Grundsätzen des Bauhauses und des ursprünglichen Kirchen- baus treu und passte ihn dennoch an die jeweiligen Gegebenheiten und Forderungen der Zeit an. Auch für den Kirchenbau gilt: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das wird auch so bleiben, um die Kirche den zukünftigen Herausforderungen und Erfordernissen anzupassen. Zu unserem Glück und zum Segen für die Gemeinde wurden bis jetzt diese Wandlungen mit Fingerspitzengefühl und großem Sachverstand durchgeführt. von Lic. theol. Walter Hofmeister, ehem. Diakon Pfarrverband am Luitpoldpark

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