MariavomGutenRat1982

Pater Gabriel erzählt ... ~ie erst~~ 2 der 25 Jahre »Maria vom Guten Rat« in München rn der Horwarthstraße Es war der Erzbischof Michael Kar- dinal Faulhaber, der am 1. Dezember 1948 dem Augustinerorden einen Seelsorgsbezirk in München über– tragen hat. Er wußte selbst sehr wohl, daß er die Durchführung dieses Planes nicht erleben werde· viel Zeit war notwendig. Rom hatt~ mitzureden; der neue Pfarrbezirk mußte in dem Riesengebiet der Stadt festgelegt werden. Der Bau– platz war zu suchen, der rechte Architekt und die leistungsfähige Baufirma waren auszuwählen. Die übergroß gewordene Pfarrei St. Ursula und ihre Kirchenverwaltung sollten die »Leidtragenden« sein. Das hat viel Aufregung und Schmer– zen bedeutet. Am meisten hatte da– bei der gute greise G. R. Stefan Eglseer durchzumachen. Gott er– freue ihn im Himmel eigens für das Erlittene! Wenn es schon bei kei– nem Neubau, auch bei keinem Kir– chenbau ohne mühsame Verhand– lungen un~ erregte A~seinandersetzungen abgeht, dann erst recht nicht, wenn mit dem Bau ~m~r Pfarrkirche auch der eines Klosters für die Pfarrgeistlichen ansteht. Aber schheßhc~ begann doch am 2. Mai 1956 der Bau des Klosters und am 27. Juni 1956 der der K1rc~e. Der Architekt, Professor Josef Wiedemann von der TH Mün– c~en - Gener~lv1kar Dr. Joh. Fuchs nannte ihn einmal >>einen unserer besten K1rc~enbaume1ster« - und seine tüchtige Assistenz und die erfahrene Baufirma Berhnger hab~n da kräftig.zugegriffen. Am 1. Sonntag nach Allerheiligen, 3.11.1956 fand schon d1e Grundstem.legung der Kirche statt. Der in Aussicht genommene Pfarrkurat -:- er tat noch D1enst auf dem Freisinger Domberg _ kam bei dieser G~legenh~.lt zum ersten Mal .auf den Bauplatz und hatte auch einen der Segens– wunsche fur den Ba~ und seme Zukunft mit einem Hammerschlag zu bekräftigen. Es war schon sehr kuhl und regnerisch und vor lauter Gerüststangen, Baumaterial 40 und Maschinen war nicht viel zu erkennen. Der zukünftige Kurat nahm am Ende des Wintersemesters vom Freisinger Priester– seminar und seiner Arbeit dort Abschied, machte Urlaub und Exerzitien. ln der Osterwoche packte er dann seine Bücherkisten und Koffer. Am Freitag, es war der 26. 4.1957, fuhr er mit der Bundesbahn Station für Station endgültig nach München und dort mit der Tram, es muß die berühmte Linie 8 gewesen sein, weit hinaus nach Norden bis zur Abzweigung der Hörwarthstraße von der Leopoldstraße. Wirklich stand das Kloster nach außen fast fertig da. Der Eingang freilich war noch im »Ent– wicklungs«-Zustand. Der Angekommene brauchte keine Girlanden, Gedichte und Ähnliches zu bewundern und auch keine Begrüßungsreden zu beantworten. Damit wurden seine Nerven und sein Gemüt nicht strapaziert. Wo könnte man in dem Haus einen Wohnraum finden? Es fand sich einer im Oberstock. Fußboden war noch keiner da, aber eine Bettstelle und Bettzeug; sogar ein Schreibtisch mit einem Stuhl war von Würzburg her dem zukünftigen Pfarrkuraten zuvorgekommen. Das war also fürs erste die Bleibe, wenn ein Bleiben möglich war. Dann fuhr er zum Mitbruder P. Bernward nach Maria Eich zum Essen und zum Übernachten. Am Samstag, den 27. April stellte er die Bettstelle auf in seinem Absteigequartierfür die Nacht zum Sonntag. Da hält vor dem Haus ein Lieferwagen des Freisinger Domberges mit den Kisten und größeren Koffern. Der gute Vater Regens Prälat Dr. M. Höck hat sogar 3 Altartücher, ein Altarkreuz und 4 niedrige Holzleuchter vom alten Korbiniansaltar der Domgruft als Leihgabe mit geschickt. Noch heute ver– gelt's Gott für seine Mitsorge! Wir stehen noch kurz vor dem Haus beisammen, da bleibt ganz entsetzt eine ältere nördlich wirkende Dame stehen und ruft: •>Ja, geht etwa schon das ewige Glockengebimmel los?« Aus unserem Schock löst sich dann die Antwort: »Seien Sie beruhigt, gnädige Frau, wie Sie sehen können, ist der Turm noch gar nicht fertig und eine Glocke zum Läuten ist noch nicht da, weit und breit nicht.<< Das war eine schöne Begrüßung! Also nach dem Breviergebet und schlichtestem Abendbrot die erste Nacht im Kloster. Die Feuchtigkeit in den Wänden war schnell auch im Bett zu spüren. Am Vorabend war noch das künftige Klosterrefektorium zum Betraum geworden. An der Westwand stand der Zeichen– tisch aus dem Baubüro, gerichtet zum Notaltar. Meßbuch, Kerzen und Meßkänn– chen und Meßwein waren von Maria Eich. Für ältere oder fußkranke Leute standen an den Wänden 4 rohe Sitzbänke aus der Kantine. Der Weiße Sonntag, 28. April 1957, ist da. Für 8.00 Uhr und 9.30 Uhr waren die ersten Gottesdienste angesetzt. Auf Bitten hatteSt. Ursula am Ostermontag darauf hingewiesen und vor dem Bretterportal war ein Anschlag fest mit Reißnägeln vor dem Wind und dem Davonflattern geschützt. Die Spannung, wie wirds nun, ist groß. Will die freundliche Frühlingssonne beruhigen? Wirklich lassen sich vorsichtige Schritte über die Bretterbohlen hören. Die Ersten schauen sich um, wo könnte denn der Gottesdienst sein? Da. Um 8.00 Uhr waren es ca. 30 und um 9.30 Uhr sogar 35 Mitfeiernde. Es war ein schlichtes Miteinander-Hintreten vor Gott nach dem gültigen Ritus von damals. Die Ansprache war nur der Hinweis: die erste Messe miteinander bedeutet den Ruf Gottes zur Gemeinschaft im Glauben an Jesus Christus und zur Gemeinschaft des Lebens aus ihm. Unter der Woche war 41

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