MariavomGutenRat1982

der Altar wieder Zeichentisch, die 4 Bänke mußten wieder in die Kantine. Also alles abgeräumt und in einem Koffer verschlossen. Unter der Woche konnte noch kein Gottesdienst sein. So fuhr der >>Kurat" wieder ins warme Nest von Maria Eich. Untertags waren ja soviel Gänge, Besprechungen und Bestellungen zu besorgen, daß er jeden Tag todmüde herauskam in die Stille von Maria Eich. Die Sonntagsgottesdienste, obwohl ohne feierlichen Rahmen, zogen doch immer mehr Teilnehmer an. Sie konnten bald bei der hl. Wandlung nur mit Mühe auf die Knie sinken; sie haben es alle getan. Es war Katakombenstimmung, ergreifend.Die unvergeßliche Pfarrschwester Hildegard von St. Ursula hat mit größter Freude und Vornehmheit ihren lieben alten Bezirk noch weiter betreut. Auch ihr in die Ewigkeit ein herzliches Vergelt's Gott! Gut wurde der Kontakt mit dem freundlichen Rektor Steck und den anderen Damen und Herren der Simmernschule, sodaß man sich auf die Religionsstunden dort freuen konnte. Dann kam der Tag, an dem der >>Kurat" richtig von Maria Eich ins noch leere Kloster übersiedeln konnte. Das war der 1. Juni 1957. Da wurde die Mutter unseres ersten zukünftigen Primizianten (1958) aktiv; sie legte Fürsprache für den Pater ein bei der Oberin der Ursberger Schwestern im nahen Hirnverletztenheim. Es war Sr. M. Beatrix Gleißner, eine Oberpfälzerin mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Und sie rief den >>Kuraten" zu sich und lud ihn ein: >>So lange Sie noch allein sind, brauchen Sie doch wenigstens am Mittag etwas Warmes. Kommen sie dahinten herein zu uns!" Schon am 15. März 1958 ist sie in Krumbad gestorben, nach einem viel zu lange verheimlichten und dann nicht mehr heilbaren, sehr schmerzlichen Leiden. Noch jedes Jahr im Urlaub in der nahen Ursberger Filiale über dem Mindel– tal steht der Beschenkte von damals an ihrem Grab, auch am Grab der Sr. Gärtnerin M. Libosa und der anderen >>Münchener" Schwestern, die schon neben ihr aus– ruhen, und dankt ihnen für alles, was sie ihm damals Gutes getan. Unvergeßlich sind auch die ehrw. Servitinnen von der Herzog Spitalkirche, weil sie trotz Über– belastung die Altar- und Kirchenwäsche für die ersten Monate übernahmen. Die Zahl der Teilnehmer an den Sonntagsgottesdiensten füllte schon den ersten und auch den größeren Raum der zukünftigen Jugendräume bis zum Bersten, wie man sagt. Die Jugend - man höre und staune - bat schon, ob der erste Gottes– dienst an Sonn- und Feiertagen, wenn es einmal auch Kapläne gäbe, im Sommer nicht früher sein könne. Die Bauarbeiter haben tüchtig geschafft. Sie haben aber auch zur Legenden– bildung beigetragen. Beim Brotholen im Bäckerladen um die Ecke hat einer erzählt, wie leid es ihnen tue, früh bei ihrem Arbeitsbeginn den Augustinerpater aus seinem Bett jagen zu müssen. Das war aber nicht ein einziges Mal der Fall; es war aber so teilnehmend und zartfühlend erzählt, daß es nicht nur die gute Bäckersfrau zu Tränen rührte und vielleicht zu einer kleinen Zugabe bewegte. Man konnte doch schon vielmal es schlagen spüren das goldene bairische Herz. Langsam fielen die Gerüste, zuerst an der Kirche außen. ln der nächsten Nachbar– schaft waren nicht alle von der modernen Sachlichkeit der Ziegelmauern begei– stert. Sie brummten von einer Fabrikhalle. Hat halt die >>Tradition" den Blick für das 42 Neue verdunkelt. Auch in der Kirche fielen Stangen um Stangen und ":'anderten hinaus. Da haben ebenfalls nicht alle gleich >>großartig" gehaucht. D1e Maurer haben ihr Werk mit der modernen dünnen Bewurfshaut schon gelten . ~ass.en und erst recht die Zimmerer erklärten stolz: Der Dachstuhl, das Ge~alk 1st das Schönste vom Ganzen. Leute vom Fach, von der Kunst, .so.gar von we1t he~, haben gestaunt und erklärt: wenn die Kirche diese neue b1s m.~ Letzte ehrliche. Art · t wird's für die Kunst und die Kirche recht. Gegensatze werden halt mcht anmm~n~ll überbrückt. Die Baupläne waren leider nicht mit den Tauben des ~~h~abinger Viertels abgestimmt. Für die waren die Fensterflügel. hoch unt~~ dem Dachrand so einladend zum Nestbau im Gebälk, daß man k~um d1e Fenster off~en durfte und doch kamen sie herein. Der >>Kurat« mußte dann ~n aller Herr~~ttsfruhe vor der Öffnung der Kirchtüren erst einmal den rec~ten Se1te~gang re1mg~n .von den Malereien der Tauben auf den Fußboden aus hochster Hohe herab. Em lieb- licher Frühsport! . . . Auch die Arbeiten in der Kirche gingen zu Ende. N1cht ohne Sc~me~en, v1eles, was Professor Wiedemann sich gedacht und gewünscht hatt~, f1e! hoher~n Orts dem Rotstift der Einsparung zum Opfer. Es betraf vor allem d1e Ausschmuc~ung der Altar-Rückwand und der Portalfront Sogar der Turm war im Modell von e1nem Bleistift umgeworfen. So hieß es froh sein, daß er d~nn ..noch gebaut werden konnte. Dann hätte ja die Jugend mit ihrem scharfen Blick fur d~s Reale den Turm gar nicht zur >>gefrorenen Strickleiter" ernennen könne~! Und d1e erlaubten Tafeln schwarzen schwedischen Schiefers für die Emporenbrustu~.g wollten und w~.llten nicht kommen. Der Raum über dem Altar war doch garsogahnend leer. ln kurz~ster Zeit hing auf einmal zum Wochenende vom Geb~lk herab über dem Altar em riesiges, rohes, vierkantiges Holzkreuz. Der evangelische ~arrer d~r Nachb~r­ gemeinde war danach nicht nur voll Staunen über die große Fe1ergememde und 1hr Singen noch ohne Orgel und ihr Zusammensprechen sogar d~s Großen Cr.~dos; er soll im Schulhaus gesagt haben: >>Hoffentlich .lassen sie ?1eses erschutternde Kreuz hängen und rühren es nicht an". Die Arbe1ter ~lagen s1ch am s.amstag noch bis in die Nacht hinein mit der Montierung der endlich doch noch eingetroffenen Schiefertafeln für die Empore. . .. . . Im Kloster waren seit Tagen der zukünftige Prior und d1e zuku~ft1ge~ be1den Kapläne P. Gebhard und P. Gerold und nun auch aus Würzb.urg d1e Le1tung der Ordensprovinz und Vertreter mehrerer Augustinerkonvente emgetroffen. So fa~d och am Abend vor der Kirchweihe, also am Abend des 10. August 1957, d1e ~chlichte Einweihung des Klosters statt. Durch die yermittlung .. des guten Canonicus coadjutor Josef Winkler, des Präses der Manenanstalt Mun~~en. und Warnberg, waren die Schwestern >>Maria vom Trost" so gu.t und h~t~en fur d1e an Gästen reichen Tage die Küche übernommen. Die Eltern emes Fre1sm~er T~eolo­ gen, welche die Gastwirtschaft am Bahnhof führten, hatt~~ das Geschirr geliehen und aus Regensburg warviel gutes Tafelsilber, also das not1ge Bestec~, geschenkt worden! Wieviel vergelt's Gott! war da zu sagen und es wurde herzlich gesa~t. Um die ·Kirche plagten sich noch 2 Männer, den Pla~z sauber zu kehr~n. Treulich hielten sie aus. Der >>Kurat" fragte sie: >>Wie kann 1ch Ihnen denn eme Freude 43

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