MariavomGutenRat1982

machen?" Ihre Antwort: >>Pater, das braucht's nicht«. Er: >>Ich schäme mich ja, wenn ich gar nichts tun darf«. Da schaut einer ihn an und leis kommt: >>Wenn Sie einen Rosenkranz hätten«. Aber sicher! Und fort, ausgesucht, geweiht und übergeben. Und jetzt haben sie Vergelt's Gott gesagt! >>Wann kommen Sie denn heute heim nach Grafing; es ist doch schon spät!" Sie: >>Vor Mitternacht schon noch«. Er: >>Aber dann ruhen Sie gut aus!" Sie: >>Nit lang, morgen sind wir wieder da. Haben wir die Kirche mitgebaut, wollen wir auch bei ihrer Weihe dabei sein". Und richtig, gegen Ende der großen und lang dauernden Weihe entdeckt der >>Kurat" die beiden unter den vielen Menschen. Wie er aber gleich nach dem Te Deum sie sucht für den Mittagstisch, waren sie unauffindbar, fort. Bairisch Herz! Also der Sonntag, der 11. August 1957, ist da. Von Würzburg ist sogar eine Gruppe von Augustinerklerikern gekommen für die liturgischen Gesänge zur Weihe. Sie haben sich das besondere Lob des Kardinals verdient. Das erzbischöfliche Auto rollt an und öffnet sich. Der liebenswürdige Kardinal Josef Wendel steigt aus; mit ihm sein lieber Sekretär Matthias Defregger und nach kurzer Begrüßung der Provinzleitung beginnt schon die hl. Handlung. Die Kirche ist noch verschlossen. Siebenmal eilt der Kardinal mit den neuen Kaplänen P. Gebhard und P. Gerold als Leviten um die Kirche, um sie von außen zum Heiligtum einzusegnen. Schon steht der Kardinal mit seinem Dienst, den Sängern und der Schar der Augustiner und eine ständig wachsende Zahl von mitfeiernden Gläubigen vor dem Portal. Drinnen steht der >>Kurat«. Man hat ihm in letzter Minute die beiden Hände gefüllt mit lauter kleinen Schlüsseln für Sicherheitsschlösser. Einer davon war der Schlüssel für das Portal. War's beim Abwischen einer Träne oder von Schweißtropfen, die Augustsonne stand ja frei am Firmament, auf einmal kennt er den Portalschlüssel nicht mehr. Die Sänger haben ihren drängenden Ruf zur Öffnung der Tore für den Herrn schon beendet; es wird geklopft, immer öfter und energischer: Aufmachen! Nur der gute Kardinal bewahrte Ruhe und mahnt zur Ruhe. Und Gott sei Dank, endlich hat der richtige Schlüssel sich gefunden, dem das Portalschloß nach– gegeben hat. Noch heute will mir beim Drandenken der Schweiß ausbrechen. Der Kardinal mit seinem Dienst und den Sängern betritt nun den leeren Innenraum, mißt ihn nach uraltem Brauch aus und entnimmt ihn so der profanen Weit, segnet und salbt dieWände und macht so den Raum zum Besitz Gottes und seiner Kinder. Und jetzt öffnen sich die Portalflügel weit für alle, die noch draußen gewartet, und rasch ist die neue Kirche gefüllt bis zu den Stufen des Altars. Jetzt hat der Kardinal die Weihe des Altars vollzogen. Eindrucksvoll die Salbung des Altars zum Bild des Gesalbten Gottes, Christi Jesu, die Versenkung und Einschließung der Martyrer– reliquien in den Altar und die Entzündung des Weihefeuers über den eingemeißel– ten 5 Kreuzen an den Ecken und in der Mitte. Und er betet und betet mit der Aus– dauer der Patriarchen, daß der Herr hier in Gnaden die lebendige Mitte der neuen Gemeinde sei und bleibe. Bald folgt die Weihepredigt des Kardinals. Gütig läßt er auch den Titel der Kirche und Gemeinde zum Leuchten und Sprechen kommen. Und dann hat sich zum ersten Mal das Geheimnis der Geheimnisse nieder– gelassen auf der ihm geweihten Stätte und nun folgt das große Drängen zum ersten hl. Mahl mit dem Herrn. 12.00 Uhr war schon vorbei, als das TeDeum zum Himmel 44 drang. Niemand dachte daran, daß keine Orgel dabei war. Es d_rang den Menschen aus tiefstem Herzen. Im Klosterrefektorium fand s1ch noch einmal eine müde und doch gelöste Tischgemeinschaft zusammen. Ohne Gruß- Dankesworte und Glückwünsche ist's natürlich nicht abgega~gen. Da ko~mt aus der weiteren Nachbarschaft ein Gebinde Blumen als Zeichen der Freude und des Dankes für das Geschenk des Tages! -- . Dann sind die Gäste nach Hause. Es ist still ~ew~_rden. ~nde August Sind 4 Ritaschwestern eingetroffen für das Haus, d1e Kuche, d1e ~orte und das Pfarrbüro. Es war gut gesorgt für den Anfang. Der Gottesdienst an den Sonn- und Feiertagen entfaltet sich und auch an den Werktagen kommt eine kleine, aber treue Schar und läßt nicht aus. Vieles _fehlt noch, ab~r es kommt schon eins nach dem andern. Die erste Hl. Nacht 1n der neuen K1rche ohne große Prachtentfaltung, ohne Orchester und Orgelbrausen. Nach ?er lateinischen Matutin der Patres das Mitternachtsh~chamt. Nac~ den Fe1er~ tagen kommt ein Brief: >>Wir zwei sind nicht katholisch, aber ww haben b~1 Ihnen die Hl. Nacht mitgefeiert. Wir müssen Ihnen sehr danken! Es war e~n Weihnachten so schön wie noch nie." Doch ein Christge~chenk, so e1n Brief! - Silvesterabend: Die Predigt über 1. Kor. 12,12 ff 1st schon lang geworden. Dann stand auf dem Altar eine arme >>Strahlenmonstranz«. D~r Name ist verführerisch. Der Zelebrant kniet davor im Chorrock und. m1t seiner schönsten vom verstorbenen Bruder gestifteten Stola. Nach_ Neujahr bringt der Geldbriefträger 100,-- DM. Auf dem Einzahlungsabschmt~ stand: Nach der Silvesterandacht ein Beitrag für einen ChormanteL M1tsorge! 1. Kor. 12 ernst genommen! . . . Es kommt der Karfreitag. Nach der Neuordnung durch Papst P1~s XII. 1st ?1e Feier am Nachmittag. Die Passion nach Johannes is~ gelesen. D1:smal e1~e kürzere Predigt; es sind die Großen Fürbitten und d_1e Kreuzent~ullung. D1e Patres beginnen die Kreuzverehrung. Und dann e1n Sc~au~p1el, _das _alle Angst, es werden nur wenige vorkommen, widerlegt. ~e1t h1nten 1n: d1c~t gefüllten Raum eine Dame und neben ihr der Mann. D~e Frau hatt~.s~ch fur den Kirchgang gerichtet. Sie wußte ja, daß ihr Mann be1_der Entnaz1f1z1erung sehr hart mitgenommen war und mit seiner Frau nur e1ne Dachkam~er ~u teilen hatte. Er ging so gut wie nie mehr unter die Mensche~, auch mcht 1n die Kirche. Und jetzt ist auch er gerichtet. Die Frau schaut 1hn fragend ~n: >>Ja, ich geh mit!<< Soll sie lachen oder weinen? Bei der Kreuzver~hrung stoßt er seine Frau an: >>Komm! Steh auf, wir sind dran!<< Und wahrhaftig, der_Mann geht seiner Frau voran, der Mann, der erst kurz wieder e!_nen ~emnfar~ hinter sich hatte, beugt vor dem Kreuz das Knie und beruhrt z1tternd d1e angenagelten Füße des Herrn! Und am Osterdienstag holt er aus dem -~eil er einem Eimer Kohlen für den Herd und kurz vor der Dachwohnung sturzt er rücklings wieder hinunter, Herzinfarkt, tot. Durfte der >>Kurat<< der arme~ Frau sagen: Der Herr, vor dem Ihr Mann das Knie gebeug~ und dess:n Fuße er berührt hat, hat ihm sicher seine rettende Hand gere1cht? Ich wurde voller Überzeugung ihr dasselbe noch einmal sagen. 45

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