St. Sebastian

Pfarrei St. Sebastian

Originalzustand vor Bombenschaden

Schon 1905 wurde geplant, eine weitere Pfarrei in Schwabing zu errichten, um die Pfarrei St. Ursula zu entlasten. Am 9. Dezember 1928 wurde dann der Grundstein für St. Sebastian gelegt. Der Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit ist ein Werk von Otho Orlando Kurz, er steht heute unter Denkmalschutz, ebenso wie die umgebenden Wohnbauten zu beiden Seiten der Karl-Theodor-Straße von demselben Architekten.

Am 10. November 1929 wurde St. Sebastian von Erzbischof Michael Kardinal Faulhaber geweiht. Geistlicher Rat Otto Breiter war von 1928 bis zu seinem Tod im Jahr 1954 der erste Pfarrer der Gemeinde von St. Sebastian. Am 31. Juli 1944 wurde die Kirche fast vollständig durch Brandbomben zerstört. Die Kirche wurde danach bis 1949 vereinfacht wieder aufgebaut.

Im Jahre 1979 erschien zum 50. Jubiläum eine Festschrift, die die Zerstörung und anschließenden Wiederaufbau näher beschreibt.

Außerdem finden Sie in der Festschrift "90 Jahre St. Sebastian" viele weitere Beiträge und Abbildungen zur Geschichte der Pfarrei aus heutiger Sicht.

Im Dezember 2014 wurde in der Pfarrkirche von St. Sebastian der Gründungsgottesdienst des Pfarrverbandes gefeiert.

Sebastian: Der Heilige mit den Pfeilen im Körper und sein Weg in unsere Gemeinde

Der Patron unserer Gemeinde Sankt Sebastian wird seit dem 3. Jahrhundert nach Christus als Märtyrer verehrt. Traditionell Mittler zu Gott für Soldaten und Invaliden, wird er allgemein bei Verwundungen als Nothelfer angerufen. In seinem Lebensweg war er nicht nur als kämpfender Hauptmann im römischen Heer, sondern auch als verfolgter Christ selbst schweren Verwundungen ausgesetzt. Unter Kaiser Diokletian, als tapferer Krieger gut angesehen, half er – im Glauben an Gott – heimlich anderen verfolgten Christen. Dadurch in Ungnade gefallen und seiner Stellung enthoben, banden ihn seine früheren Kameraden auf Befehl des Kaisers an eine Säule des Circus Maximus in Rom, um ihn mit vielen Pfeilen zu beschießen und zu töten. Dieses zentrale Motiv – Sebastian, durchsiebt von Pfeilen – findet sich etwas abgewandelt auch im Chor unserer Kirche. Der Heilige steht unbeugsam in seiner römischen Kampfmontur vor uns, die Pfeile werden aber hier, links von seinem Halbrelief, von einem Engeln gehalten. Oberhalb seines Kopfes hat jeder Gottesdienstbesucher zusätzlich Gottvater, Sohn und Heiligen Geist (Taube) im Blick. Beim Heiligen Sebastian sticht hervor, dass er seinen inneren Konflikt zwischen soldatischer Gehorsamkeit und christlicher Barmherzigkeit zugunsten seiner Glaubensbrüder und -schwestern entscheidet, über alle Folgen hinweg. Das zeichnet ihn bis heute aus, und fordert uns auf in seiner Nachfolge christlich zu handeln.

Sein erstes Martyrium überlebt der Totgeglaubte dank der ihm von Gott gesandten barmherzigen Witwe Irene von Rom, die den hoffnungslos Verwundeten bei sich versteckt und gesund pflegt: hieraus schöpfen bis heute Verletzte und Invaliden Kraft für Ihre Besserung und Genesung, wenn sie St. Sebastian anrufen. Da die Witwe die Wunden mit reinem Wasser wusch, wird der Heilige auch traditionell zum Schutz von Brunnen angerufen und von Gärtnern, die zum Gießen auf gutes Wasser angewiesen sind.

Zurück zu seinem Lebenslauf: standhaft im Glauben nahm er seine illegale Unterstützung für die Christengemeinde neu auf, bis er wieder bestraft und diesmal mit keulen erschlagen wurde. Sein Leichnam soll in die Abwasserkanäle Roms geworfen worden sein, was im Gegensatz zum Gedanken des reinen Wassers steht.

Aus diesem "doppelten Martyrium" erschließt sich das Geheimnis der Schutzwirkung unseres Patrons für Soldaten und Gärtner. Beide Berufsgruppen waren vor fast 100 Jahren stark in unserem Viertel vertreten, was vielleicht heute gar nicht mehr jeder weiß.

Für unseren ersten Pfarrer Otto Breiter, der sich damals – finanziell wie praktisch – für die neue Gemeinde und den Kirchenbau engagierte, lag damit auf der Hand, uns dem Patronat des Heiligen zu unterstellen, von dem hier die Rede ist.

Ansicht Schwere-Reiter-Str. / Ecke Winzererstr. um 1900, stadtauswärts gerichtet

Es sei kurz erwähnt, dass damals die Bebauung der Schleißheimerstraße stadtauswärts bereits am noch nicht errichteten Nordbad endete. Unser schönes Ensemble aus Genossenschaftsbauten und Kirche lag anfangs zwischen weiten Feldern und zahlreichen Gärtnereien (Deren letzter Vertreter ist die Gärtnerei Stängle in der Schleißheimerstraße). Der militärische Übungsplatz Oberwiesenfeld reichte fast bis an unsere Kirche heran. Soldaten waren in Sichtweite in der zugehörigen großen Kaserne stationiert, heute Siedlung am Ackermannbogen. Veteranen und Invaliden des 1. Weltkriegs bewohnten die nahegelegene genossenschaftliche „Kriegersiedlung“ in der Winzererstraße. Sie alle baten aus einem Volksglauben bei IHREM Heiligen Sebastian um Fürsprache bei Gott.

Auf der ganzen Welt gibt es Kunstwerke und Kirchen, die sein Wirken über die Jahrhunderte bezeugen.  Zum Beispiel vor den Toren Roms, und auch dort zwischen Feldern und Gärtnereien die Wallfahrtskirche San Sebastiano. Sie liegt an der Via Appia aus der Römerzeit und am Zugang zu frühchristlichen Katakomben. Diese wiederum beherbergen die Gebeine derer, die Sebastian schützte.

Im Baskenland, das er nie betrat, ist gleich eine ganze Stadt nach ihm benannt, San Sebastian. Als Taufpatron hat Sebastian gerade auch in Bayern die Zeiten überdauert, hier gern auch mal „Wastl“ gerufen, mit Namenstag am 20. Januar.

Sein Attribut, die Pfeile, bleiben immer so fest mit ihm verbunden wie seine Standhaftigkeit im gelebten Glauben. In der Hoffnung auf Linderung, Heilung und auf reines Wasser stehe er uns bei:

„Heiliger Sebastian, bitte für uns.“

Jubiläumsbroschüre "50 Jahre St. Sebastian", 1979

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Jubiläumsbroschüre "90 Jahre St. Sebastian", 2019

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