50JahreStSebastian

zusammenfaßte und der zunächst einmal im Monat am Abend eine Versammlung abhalten wollte, bei der ein religiöser Vortrag von 20-25 Minuten Dauer von einem Priester der Pfarrei und anschließend eine kurze Segensandacht sein sollte. Dieser neue Marienverein zählte 150 Mitglieder und stellte es sich zur sozia– len Aufgabe, armen Wöchnerinnen oder in sonstigen Notfällen wirksam zu helfen. Es war Pflicht des Vereins, für jedes verstor– bene Mitglied eine hl. Messe lesen zu lassen und am Grabe einen Kranz niederzulegen. Die Mittel hierfür wurden innerhalb der Frauenschaft gesammelt. Das Münchner Hilfswerk 1930 klopfte auch an die Türen unserer Gemeinde. 51000 Erwerbslose zählte das Arbeitsamt München in diesem Jahre, das hieß, daß jeder 13. Münchner brotlos war. Dabei wuchs die Not von Woche zu Woche und ihre Dimensionen waren unabsehbar. Im rfarrhaus wurde eine caritative Verteilungsstelle errichtet, in welcher Lebensmittelgutscheine, Milch- und Speisemarken aus– gegeben wurden. Die Gaben der noch Besitzenden flossen spär– lich, denn viele hatten private Verpflichtungen an Angehörige oder mußten selbst mit baldiger Arbeitslosigkeit rechnen. Alsdann kam unser erstes Osterfest heran und mit ihm eine besondere Freude: Unsere neue Orgel sollte zum erstenmal erklingen, so wie zu Weihnachten 1929 unsere 2 Glocken zum erstenmale ihre Stimmen erhoben hatten. Die Orgel war erbaut worden von Orgelbaumeister Hans Eisenschmied, der in unserer Pfarrei wohnte. Ihre schnelle Errichtung wurde vor allem durch die großherzige Spende des Baumeisters und Kirchenpflegers Josef Jaufmann ermöglicht, der zu dem Werk 4000,- RM gab und damit den Grundstock zu unserer Orgel legte. Diese konnte zunächst freilich nur zu einem VierteC nämlich mit 8 Registern ausgebaut werden. In der Osterwoche 1930 kam die neue Pfarrschwester, Schwester Ferdinanda, für unsere Pfarrei, denn bisher hatte die Pfarr– schwester von St. Ursula, Schwester Hildegard von der Kath. Heimatmission, unseren Kurariebezirk mit versehen. Wir feierten unsere ersten Maiandachten. Unsere Gottesmutter, die in der überaus lieblichen Statue von Paul Scheurle verkörpert ist, wurde seitdem im Volksmund die "Wolkenmadonna" genannt, weil sie inmitten von kunstvoll angeordneten, heller– leuchteten Wolkenkulissen stand, was überaus anmutig und feierlich aussah. Dazu kam noch eine über dem Hochaltar schwe– bende, riesige Marienkrone, die mit Glühbirnen beleuchtet war. Der Altar war mit unzähligen Blumen und Kerzen geschmückt und das Volk kam in lichten Scharen zu der beliebtesten aller Andachten des ganzen Kirchenjahres. Unser nächstes Ereignis im ersten Kirchenjahr von St. Sebastian war das Fronleichnamsfest. Der Weg der Prozession war folgen– der: Kar! Theodor- Belgrad- Clemens- Hiltenspergerstraße– Kirche. Die Dekoration des 1. und des 3. Altares, wie auch der Kirche hat Herr Kunstgärmermeister Bauer ausgeführt, den 2. Altar hat Zu den ersten Mitarbeitern der Pfarrei gehörte Schwester Ferdinanda Markt, die von 1930 bis 1950 den Dienst der Pfarrschwester versah (gestorben 1978). Kaplan Alfons Pöhlein war von 1932 an sieben Jahre bei der Pfarrei. Herr Oskar Buchner persönlich geschmückt, und auch Herr Gärt– nermeister Frank hat es sich nicht nehmen lassen, eigenhändig den letzten Altar aufzurichten und würdig auszustatten. Die Altäre wetteiferten gegenseitig an Schönheit. Freilich, damit das erstemal alles klappte, mußten wochenlang vorher schon viele fleißige Hände zusammenhelfen, um den Unterbau der Altäre herzurichten, die Leuchterbänke zu tapezie– ren, den Himmel und die Fahnen fertig zu machen und was der– gleichen Arbeiten mehr waren. Feierlich und wirklich überraschend wirkte auch der reiche Birken– und Tücherschmuck der Häuser am Prozessionswege. Über 200 Der Katechet Dr. Otto Böhm (links) gehörte von 1935 bis 1946, der Katechetenkaplan Oskar Thaler von 1939 bis 1954 der Pfarrei an. 9

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