50JahreStSebastian

aber auch starke Mauerschäden. Das Kupferdach der Kirche hing wie eine zerfetzte Fahne an den geborstenen Mauern herab, das rechte Seitenschiff existierte nicht mehr. In der Kirche gab es ein Todesopfer. Ein 35jähriger Mann, der von sich aus fast bei allen Angriffen Brandwache gehalten hatte, kam ums Leben. Er konnte noch lebend geborgen und mit der heiligen Ölung versehen werden. Die Pfarrei erhielt noch am gleichen Tage die Erlaubnis von der Wehrmacht, den unteren Turnsaal der Hohenzollernschule, die als Reservelazarett benutzt wurde, als Notkirche verwenden zu dürfen. Er wurde zu diesem Zweck sofort eingerichtet und diente den Pfarreien St. Sebastian, St. Josef und der evangelischen Gemeinde der Kreuzkirche, die am gleichen Tage auch ihr Gottes– haus durch Feuer verloren hatte, als Behelfsraum, bis er am 17. Dezember durch Bombeneinschlag gebrauchsunfähig wurde. Doch wurde die Notkirche in diesem Turnsaal bis zum 24. Dezem– ber wieder vollständig hergestellt. Am 7./8. Januar 1945 wurde jedoch durch Einschläge in den Schulhof auch dieser Raum völlig demoliert. Der Saal hatte noch in den Weihnachtsfeiertagen bis zu 700 Menschen Raum geboten. Zum 14. 1. 1945 wurde als 2. Notkirche ein Lehrsaal des Schulhauses eingerichtet. Für die Werktage wurde der Saal des Kindergartens St. Sebastian benützt, der ca. 100 Besuchern Raum gewährte. Es gelang im Laufe des August, aus den Balkentrümmern der Kirche auf das Ffarrhaus ein Notdach mit Dachpappe zu bauen, die Sakristei erhielt gleichzeitig ein Notdach, der Raum über der Marienkapelle wurde wieder notdürftig hergestellt. Die zunächst mit Trümmern des Dachstuhles angefüllte Kirche wurde bis zum So sah die Böttingerstraße (früher Königsbauerstraße) nach dem Luft– angriff am 31. Juli 1944 aus. Wintereinbruch trotz anhaltender Fliegeralarme völlig aufge– räumt, die Orgelempore mit Tauf- und Krippenraum wurde mit Blech vom Kirchendach eingedeckt, ein Teil der Ziegelsteine im Kircheninnern geborgen und zum Wiederaufbau gesäubert und aufgeschlichtet. Ein großer Teil dieser Arbeiten wurde trotz erheblicher Schwierigkeiten und schwerster körperlicher Anstren– gungen von Frauen der Pfarrei geleistet, von denen einige tag– täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit den männlichen Arbeits– kräften des Pfarrhauses zur Seite standen. Die Anhänglichkeit, Treue und Opferbereitschaft der Pfarrge– meinde zeigte sich in diesen Tagen der Not in rührender Weise, auch anläßlich des silbernen Priesterjubiläums des H. H. Stadt– pfarrers, das am 26. Dezember 1944 in schlichtester Weise gefeiert wurde. Im ganzen sind bis Jahresschluß 1944 ungefähr ein Viertel der 450 Häuser der Pfarrei zerstört oder schwer beschädigt worden. Schätzungsweise die Hälfte der Ffarrkinder hat nach den Schrek– kenstagen des Juli die Pfarrei verlassen, um sich aufs Land zu begeben. Soweit die Chronik. Bei den Aufräumungsarbeiten konnte noch manches gerettet werden, so der Sebastian über dem Eingang und andere Heiligenfiguren, die Taufkapelle, die meisten Schmie– dearbeiten, die Schnitzaltäre und ein Teil der Plastiken an der Chorhochwand. Total verloren waren alle Fresken, der Kreuz– weg, die Kanzel und die erst vor kurzem ausgebaute Orgel. Harte Wintermonate vergingen. Dann war das Kriegsende abzu– sehen. Ende April wurden von der Bevölkerung einige Lebens- Die "Bockerlbahn" karrte Schwabings Trümmer hinter den Luitpold– park: der "Schuttberg" entstand. 17

RkJQdWJsaXNoZXIy NDU5MDg=