50JahreStSebastian

4 Zur Chronik von St. Sebastian + Seit 50 Jahren gibt es die pfarrgemeinde St. Sebastian in München-Schwabing. Keine Pfarrei also mit großen geschichtlichen und kulturellen Spuren, aber doch mit bewegten Spuren, an denen der einzelne auch heute noch in seinem Glauben Maß zu neh– men vermag. Es werden immer weniger, die sich an die Gründerzeit noch erinnern können. Augen- und Ohrenzeugen und vor allem die Chronik berichten, mit wieviel Liebe und Umsicht der Kirchenbau angegangen und durchgeführt wurde und wie sich daraus unter der tatkräftigen Anleitung des ersten pfarrers eine aktive Gemein– schaft derer entwickelte, die sich der Pfarrei zugehörig fühlten, der "Sebastianer", wie sich ältere und selbst jüngere heute noch gerne nennen. Dann kam der Krieg und über Nacht fiel die Kirche in Schutt und Asche - tiefste Resignation allenthalben. Aber dann war St. Sebastian eine der ersten Kirchen in München, die wieder aufgebaut wurde. Ein ganzes Heer von Freiwilligen hat dabei geholfen. Später wurde dann renoviert, Kriegsschäden wurden beseitigt - aber ein stummer Zeuge des Zweiten Weltkriegs ist die Kirche bis heute geblie– ben. Vielen ist damals aufgegangen, daß die Pfarrei weder aus einer schönen und ausgewogenen noch aus einer in Schutt und Asche liegenden Pfarrkirche besteht, sondern aus den Vielen, die Hand anlegten für den Wiederaufbau, die die Steine für die Zukunft klopften, von der sie nicht wissen konnten, was sie bringen wird. Ich bin mir sicher, daß in dieser Erkenntnis eine der Ursachen für den zweiten "Bauabschnitt" in den 50 Jahren der Pfarrei liegt: der Entstehung einer lebendigen und aktiven Pfarrgemeinde, die nicht nur konsumiert oder sich ver– sorgt wissen will, sondern die selbst Hand anlegt und genau wie 1945 mühsam Steine für die Zukunft klopft. Ein dichtes Netz wechselseitiger Zuwendung ist im Entstehen- wer ein glaubendes Herz hat, wird die Fäden sehen-, vielleicht erle– ben wir die Zeit noch, in der wir dieses Netz Gemeinde nennen dürfen. In wenigen Jahrzehnten werden nur noch wenige, die heuteamBau der Gemeinde mitarbeiten, unter den Lebenden sein. Wie wird die Kirche von morgen aussehen? Wir wissen es nicht. Nur eines können wir sicher sagen: keiner hat ein Recht, damals nicht und heute nicht, diese Pfarrgemeinde im Sinn einer Besitzanzeige als seine Gemeinde zu bezeichnen. Gewiß, Persönlichkeiten haben diese Pfarrei geprägt und werden sie weiterhin prägen, aber der Herr dieser Gemeinde ist Jesus Christus. Eine schwierige und schöne Aufgabe: täglich und stündlich diese Gemeinde dem Herrn der Geschichte zu übergeben. Das ist ein Gelöbnis, das wir aus der Vergangenheit gelernt haben. Hoffen wir, daß es auch die, die nach un; kommen, einlösen werden. . /~ . . Leonhard Huber, pfarrer

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